Ein Skigebiet ohne Skilifte? Winterurlaub ohne Ski-Alpin? Das geht doch gar nicht, oder doch? 2011 hatte die Tiroler Ski-Station „Sonnenplateau Mieming“ den Mut in ihrem Skigebiet die Skilifte zu demontieren und damit den Weg hin zu einem nachhaltigeren Wintertourismus zu gehen. Nach langen Diskussionen siegte schließlich das Vorhaben die Gemeinde sich als einen Ort der Ruhe zu positionieren. In Zukunft sollten die Besucher des Tiroler Sonnenplateaus Abstand vom Zirkus der traditionellen Skigebiete bekommen. Der Ort wollte sich künftig in erster Linie an Familien und Naturliebhaber richten. Und, hat es geklappt?

In Mieming kostete die Wartung der Skilifte die Gemeinde und den Tourismusverband jede Saison etwa 200.000 Euro. Die Skilifte waren außerdem so veraltet, sodass eine Investition von 5 Millionen Euro für die Erneuerung erforderlich gewesen wäre. Die Gesamtzahl der Skifahrer stagnierte seit Jahren und der Wettbewerb unter den Skigebieten, um die meisten Kilometer, wurde immer härter. Hinzu kam, dass der Klimawandel sich bereits bemerkbar machte. Es war also an der Zeit, eine neue Tourismusstrategie zu finden. Das schmälert jedoch nicht den Wert dieses Paradigmenwechsels.

Unmittelbar nachdem die Skilifte im Herbst 2011 abmontiert waren, begann die Gemeinde eine neue Marketingstrategie: Natur, Ruhe und Berge ohne Kabel, Fern von der Ski-Alpin-Hektik. Die neuen Aktivitäten: Langlaufen, Ski-Touren, Schneeschuhwandern, Rodeln und ein Kinderland für die Jüngsten. Das Kinderland, wo die Kleinen spielen und mit Hilfe eines Schlepplifts Skifahren lernen können, war dafür gedacht, den Ort besonders für Familien attraktiv zu machen.

Die erste Wintersaison ohne Skilifte war schlecht, einige Hoteliers sagten sogar, dass sie 20% weniger Hotelbelegung gehabt hätten. Die zweite Saison 2012/2013 war etwas besser und in der Saison 2014/2015 wurden wieder die frühere Anzahl an Hotelbelegungen erreicht*. Es hat sich aber die Art der Kunden verändert: Jetzt kommt mehr älteres Publikum, mehr Familien mit Kindern und Touristen, die beim Schneeschuhwandern lieber ein Reh im Wald treffen, als in einer endlosen Schlange von Skifahrern auf den Lift zu warten.
Die Gemeinde Mieming hat jetzt keine wirtschaftliche Belastung mehr durch die Wartung der alten Skilifte und zudem einen freien Ausblick, der nicht mehr von Türmen und Kabeln durchzogen ist. Diese Verbesserung ist vor allem in den Sommermonaten spürbar, wenn die Wiesen grün sind. Auch der Sommer zieht nun mehr Touristen an. Es ist eine sehr gute Nachricht, dass sich endlich jemand gewagt hat, zu beweisen, dass auch nachhaltiger Wintertourismus eine echte Alternative ist.
*Quelle:
2 Gedanken zu „Nachhaltiges Skigebiet in Österreich“